am 9. Dezember 2013
in Spiele
über Beyond Good & Evil, Gewalt, Rassismus, Sexismus
0 Kommentare
von Aran via Reproduktionskultur
Beyond Good & Evil
Beyond Good & Evil bricht Stereotypen und reproduziert andere. Eine Analyse.
tl;dr: Beyond Good & Evil ist ein Videospiel, das mit einigen Stereotypen bricht, aber trotzdem Sexismen und Rassismen reproduziert. Das Spiel ist ein Fortschritt im Vergleich zu vielen Spielen, die es vorher gab, und wird gerade deswegen von feministisch positiv eingestellten Quellen immer wieder gerne gelobt und als gutes Beispiel präsentiert. Zudem ist das Spiel im Verhältnis zu anderen Spielen weniger auf Gewaltverherrlichung ausgelegt.
In dem Spiel geht es um eine junge Fotografin namens Jade, die in einer Welt lebt, die gerade von den “Domz”, einer außerirdischen Rasse, die die Bewohner*innen dieser Welt “einfangen” möchte, angegriffen wird. So weit, so normal. Allerdings gibt es da die sogenannte “Alpha”-Abteilung, eine Spezialeinheit des Militärs, die extra auf die Domz Angriffe ausgebildet wurde. Diese sind in Wirklichkeit nicht die Beschützer(sic!) dieser Welt, sondern von den Domz unterwandert. Jade wird von der Rebellengruppierung “Iris-Netzwerk” überzeugt, Fotos in Basen der Alpha-Abteilung zu machen, um die Verstrickung der Alpha-Abteilung mit den Domz zu beweisen. Dazu muss sie sich, nur mit Stab und Fotoapparat ausgerüstet, an den Wachen der Alpha-Abteilung vorbeischleichen.
Gewaltverherrlichung
In Beyond Good & Evil hat mensch oft die Wahl zwischen Schleichen und Kämpfen. Wenn gekämpft wird, wird der Spieler meist mit Geld für das Besiegen der Gegner belohnt, genau wie für das Ausschalten durch Schleichen. In manchen Gebieten funktioniert dies aber nicht, denn sobald Jade hier von einer Wache gesehen wird, muss sie am letzten Kontrollpunkt wieder starten. Das ist alles nicht wirklich gewaltablehnend, aber zumindest weniger gewaltvoll als bei vielen anderen Videospielen. Zudem darf mensch auch nicht übersehen, dass es in dem Spiel nicht darum geht, mit der “Brechstange” irgendwelche Dinge zu zerstören, sondern dass es die Hauptintention ist, durch Bilder von Verbrechen und Gräueltaten die Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Sexismus
Jade ist als Charakter eindeutig weiblich definiert. Sie ist weiß und entspricht der “Norm”, wie Frauen in unserer Gesellschaft aussehen “sollten”. Neben ihr gibt es leider kaum weitere für die Handlung relevante und als weiblich definierte Personen. Zudem sind diese dann ebenfalls normschön. Die zwei wichtigen als männlich definierten Charaktere sind Jades Onkel Pej und der Ex-Soldat Double-H. Bei Pej handelt es sich um ein humanoides Schwein, das handwerklich begabt ist, aber dafür einen etwas platten Humor hat(dazu nachher mehr). Double-H kommt erst später hinzu und ist ein mit starker Panzerung ausgerüsteter Ex-Soldat.
Für Jade gilt es in Zusammenarbeit mit diesen Charakteren ans Ziel zu kommen, weshalb sie meistens gemeinsam mit einem von ihnen unterwegs ist. Hierbei ist es leider so, dass meistens die männlichen Charaktere diejenigen sind, die fürs “Grobe” (Türen aufbrechen/Dinge zerstören) zuständig sind, während Jade hauptsächlich durch Klettern und Schleichen in der Handlung vorankommt. Allerdings ist sie diejenige, die ihre beiden Partner mehrmals aus Notsituationen retten muss. Das “Damsel in Distress”-Klischee wird nicht bedient. Das heißt, das Motiv, dass eine Frau/ein Mädchen von einem mann/Männern gerettet werden muss, kommt im Spiel nicht vor.
Von Nebencharakteren und Pej gibt es leider hin und wieder sexistische Sprüche gegenüber Jade (“Hey Süße”, “Hey Kleine” etc.). Sobald Double-H mit einem*r unterwegs ist, minimiert sich dies dann recht stark.
Jade wird nicht übertrieben sexualisiert dargestellt und es gibt in diesem Spiel keine Liebesgeschichte. Jade besteht ihre Abenteuer für sich, für ihre Ziele und für ihre Freunde. Aber NICHT um einen Mann zu “beglücken” oder zu “bekommen”.
Kulturrassismus
Leider gibt es in Beyond Good & Evil das Problem, dass mit kulturrassistischen Stereotypen gearbeitet wird. Dies betrifft den asiatischen, den jamaikanischen und den spanischen Raum. So sind alle Walrösser in Kimonos gekleidet, was wohl darauf schließen soll, dass es sich bei Leuten aus dem asiatischen Raum um eine “Rasse” handeln soll, was ziemlich problematisch ist. Ein Walross betreibt auch noch einen Laden im asiatischen Ambiente, wodurch die Assoziation, dass es sich bei den Walrössern um Menschen aus dem asiatischen Raum handeln soll, geweckt wird. Die Grundaussage davon ist ziemlich zweifelhaft, da hier eine künstliche Aufteilung verschiedener menschlicher Kulturen in verschiedene “Rassen” vorgenommen wird.
Ungefähr dasselbe Problem gibt es bei den Nashörnern, “Mammagos”, die mit jamaikanischen Akzenten und Klischees arbeiten. Beim elektronischen “Assistenten” von Jade ist das ganze noch um einiges weniger subtil. Er spricht mit spanischem Akzent und ist das wandelnde Klischee eines Machos.
Vermutlich wollten die Entwickler ihr Spiel dadurch “exotischer” wirken lassen. Leider reproduzieren sie damit Kulturrassismus.
Fazit
Beyond Good & Evil ist – obwohl es schon einige Jahre alt ist – ein sehr spaßiges Spiel, das mit etwa zehn Stunden Spielzeit zwar sehr kurz ist, aber mit seiner sehr schönen Atmosphäre und einem interessantem Gameplay aufwarten kann. Wenn mensch über die Fehltritte im Bereich Sexismus und Kulturrassismus hinwegsehen kann, wird mensch mit diesem Spiel viel Spaß haben.
Dieser Artikel stammt von . Vielen dank an & für Anregung, Kritik und Lektorieren.
Sharing is caring:
Dieser Text wurde ursprünglich bei Reproduktionskultur veröffentlicht.
Kommentar verfassen